Vechtaer Chefärzte leisten Unterstützung für ausländische Ärzte
Aus Krisenländern flüchten viele Fachkräfte schutzsuchend nach Deutschland – darunter auch Ärzte. Ebenso wandern aus anderen Regionen innerhalb und außerhalb Europas Ärzte ein weil sie in ihrer Heimat keine Perspektive für ihre Tätigkeit sehen. In ihrem neuen Zuhause angekommen fehlt den Migranten jedoch häufig die notwendige Erlaubnis zur Ausübung ihres Berufes. Genau hier setzt die engagierte Unterstützung der Chefärzte des St. Marienhospitals Vechta an.
Berufserfahrenen ausländischen Ärzten, die gerne in Deutschland arbeiten würden, fehlt in der Regel die erforderliche staatliche Zulassung (Approbation). Seit Beginn dieses Monats nehmen die Vechtaer Chefärzte Dr. Olaf Hagemann, Privat-Dozent Dr. Dietrich Doll und Dr. Achim Gutersohn die Aufgabe der Prüfungsabnahme für den Niedersächsischen Zweckverband zur Approbationserteilung (NiZzA) wahr. Die erste Prüfung von drei `Arzt-Kandidaten` fand vorgestern im St. Marienhospital Vechta statt.
Um die Approbation in Deutschland zu erhalten, müssen ausländische Ärzte eine entsprechende fachliche Qualifikation vorweisen. In Niedersachsen ist der Niedersächsische Zweckverband zur Approbationserteilung für die Vergabe von Approbationen (unbeschränkte Berufsausübungsberechtigung) und Berufserlaubnissen (beschränkte Berufsausübungsberechtigung) an Ärzte zuständig. Diese Aufgabe wurde dem Verband von der Ärztekammer Niedersachsen übertragen.
Allerdings ist es schwierig, Prüfer zu finden, die sich dieser Aufgabe stellen. Zudem muss die Prüfungsgruppe von einem habilitierten Arzt geleitet werden, womit nur wenige Krankenhäuser in Frage kommen. Als sich der Niedersächsische Zweckverband an die Ärzte des St. Marienhospitals Vechta mit der Bitte wandte, eine Prüfungskommission zu bilden, nahmen sie diese ehrenvolle Aufgaben gerne an - vor allem vor dem Hintergrund, dass sonst eher deutlich größere Krankenhäuser wie zum Beispiel die Universitätsklinik Göttingen eine Prüfungskommission stellen.
Als Akademisches Lehrkrankenhaus der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) können die Fachärzte des Vechtaer Krankenhauses auch ihre langjährige Erfahrung in der Abnahme der ärztlichen Prüfung zum medizinischen Staatsexamen für die Studenten der MHH mit einbringen. „Die Gewinnung von qualifiziertem Ärztenachwuchs hat für uns seit jeher einen hohen Stellenwert“, berichtet Dr. Hagemann. „Dabei ist die persönliche Initiative aus dem ärztlichen Kollegium unerlässlich“, so der Ärztliche Direktor des Klinikums.
„In Deutschland erfahren wir immer mehr Entlastung durch ausländische Kollegen“, weiß Dr. Gutersohn. „Wichtig ist jedoch neben einer guten Qualifikation dass sie bei medizinisch und sprachlich besten Kenntnissen ihre Tätigkeit auch ausüben dürfen“, fährt der kardiologische Chefarzt fort.
Die Prüfungskommission nimmt deswegen eine so genannte Kenntnisprüfung vor. Sie ist erforderlich, wenn die Gleichwertigkeit der ausländischen Ausbildung mit der deutschen nicht festgestellt wurde, und somit eine automatische Anerkennung nicht möglich ist. Neben einer Patientenvorstellung umfasst die Prüfung ein 60- bis 90-minütiges Prüfungsgespräch. Schwerpunktmäßig bezieht sie sich dabei auf die Fachbereiche Chirurgie und Innere Medizin. „Bei unseren Fragestellungen greifen wir verschiedene Aspekte aus den Bereichen bildgebende Verfahren, klinische Pharmakologie, Notfallmedizin und Strahlenschutz auf“, erklärt Privat-Dozent Dr. Dietrich Doll. Auch Rechtsfragen der ärztlichen Berufsausübung sowie die ärztliche Gesprächsführung sind Bestandteile der Kenntnisprüfung. Als erfolgreich abgeschlossen gilt sie, wenn die Prüfungskommission die Patientenvorstellung und das Prüfungsgespräch als bestanden bewertet.
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