Zentralklinikum Vechta Lohne
Jede Krankenhausreform, ob Bund oder Land, das Patientenverhalten und die Karriereentscheidungen von Medizinern und Pflegekräften haben eines gemeinsam: die Abteilungen von Krankenhäusern müssen stärker spezialisiert sein, um überlebensfähig und attraktiv zu sein. Für diese Spezialisierung müssen die Abteilungen – und am Ende die Krankenhäuser als Summe von Abteilungen – größer sein als bisher. Für unseren Verbund haben wir ein regionales Versorgungskonzept aufgestellt. Dadurch soll die exzellente Versorgung im Oldenburger Münsterland auf hohem Niveau gesichert werden. Die Häuser der SES werden die zentralen Versorger zwischen Oldenburg und Osnabrück. Eine dieser Veränderungen: die Zusammenlegung der Krankenhäuser Vechta und Lohne.
Nein. Im Gegenteil: durch die Zusammenlegung werden Arbeitsplätze gesichert.
Wir haben zunächst geprüft: ist es möglich, am Standort Marienhospital Vechta ein Zentralklinikum in der erforderlichen Größe und in moderner Struktur zu errichten? Diese Prüfung hatte ein positives Ergebnis. Es ist möglich, es verbleiben sogar noch Ausbaureserven.
Weiterhin ist es wirtschaftlicher, das Zentralklinikum am Standort Marienhospital zu errichten. So können Gebäudeteile wie die Kinderklinik mitsamt Neonatologie und die Gartenstation in Nutzung bleiben. Allein das spart ca. 54 Mio. €.
Darüber hinaus muss davon ausgegangen werden, dass die beiden Ärztehäuser ihren Zweck nicht mehr in der gewohnten Art und Weise erfüllen würden und es zu Verlagerungen käme. Dieser Aufwand würde mit einem Investitionsvolumen in Höhe von ca. 17 Mio. €, zzgl. zwei Räume für Bestrahlung zu Buche schlagen.
Ebenso ist die geriatrische Rehabilitationsklinik, deren Flächen ohne Anbindung an ein Krankenhaus bzw. eine krankenhausähnliche Struktur wertlos sind, zu berücksichtigen. Die geriatrische Rehaklinik soll nach Lohne verlagert werden, die vorhandenen Flächen in Vechta Teil des Gesamtnutzungskonzeptes Neubau (ambulante Angebote) sein. Eine Neuerrichtung bzw. eine Erweiterung eines neuen Krankenhausgebäudes um diese Flächen würde einen weiteren Mehraufwand von über 10 Mio. € bedeuten.
Es gibt also einen unmittelbaren Investitionsunterschied von mehr als 80 Mio. €, der dem ohnehin zu erwartenden Eigenmittelanteil noch hinzuzurechnen wäre. Das würde mutmaßlich dazu führen, dass gar nichts gebaut wird. Dennoch würden die erheblichen Planungskosten für die grüne Wiese natürlich anfallen und müssten sodann abgeschrieben werden.
Nicht realistisch zu schätzen wäre der finanzielle Aufwand für die Schaffung der Infrastruktur, die notwendig ist, um ein Krankenhaus auf der grünen Wiese zu betreiben. Diese Summe wären obendrein aus Steuermitteln zu finanzieren.
Das waren die ersten Überlegungen, die bekanntermaßen auf Widerstand stießen. Der wesentliche Grund für die endgültige Standortwahl ist jedoch, dass die Minutenwerte für die Erreichbarkeit eines Klinikums sich gegenüber dem jetzt geplanten Standort nicht verbessert hätten, gleichzeitig wäre es teurer.
Die Antragstellung erfolgte seinerzeit wie folgt: Antrag auf Förderung aus dem Strukturfonds II gemäß § 12 a ff KHG i. V. m. § 14 KHSFV – hilfsweise: Antrag auf Förderung des Vorhabens aus Mitteln nach § 9 Absatz 1 KHG. Die Mittel aus dem Strukturfonds II waren zum Zeitpunkt der Entscheidung für die Marienstraße erschöpft, mithin eine Förderung aus diesem Topf nicht mehr möglich.
Es wird hin und wieder die Frage gestellt, weshalb nicht gleich die Krankenhäuser Damme und/oder Cloppenburg in ein sehr großes Zentralklinikum integriert werden.
Für die Spezial- und Schwerpunktversorgung wäre es gut. Für die ortsnahe Grundversorgung wäre es vielleicht noch möglich. Für die Notfallversorgung – Herzinfarkt, Schlaganfall, Unfälle wäre es nicht bevölkerungsgerecht möglich. Die Erreichbarkeitszeiten würden zu lang.
Darüber hinaus ist eine Steigerung der Bettenzahl in der Zukunft kaum zu erwarten, da immer mehr Patienten ambulant behandelt werden und auch die Verweilzeit im Krankenhaus perspektivisch kürzer wird.
Der Antrag Vechta/Lohne wurde vor dem Antrag Diepholz gestellt. Anders als die kommunalen Kliniken in Diepholz mussten wir uns mit der Finanzierung der Planungskosten auseinandersetzen. Die gemeinnützige GmbH, die Trägerin der Krankenhäuser Vechta und Lohne ist, hat bislang 7 Mio. € in diese Planungen investiert, aus eigenen Mitteln.
Im Übrigen ist die Situation im Landkreis Vechta mit der im Landkreis Diepholz kaum vergleichbar. Wir haben eine ausgezeichnete Versorgungssituation – sowohl im Leistungsangebot wie in der sogenannten Eigenversorgungsquote. Diese wollen wir sichern. Im Landkreis Diepholz soll sie durch ein Zentralklinikum erst geschaffen werden. In den vergangenen Jahren waren und sind dort Defizitausgleiche des Landkreises in zweistelliger Millionenhöhe erforderlich.
Die Krankenhausfinanzierung funktioniert, sehr verkürzt, folgendermaßen: Betriebskosten werden von den Krankenversicherungen übernommen, Investitionen vom Land. Mittel für Zins und Tilgung außerhalb dieser Landesförderung gibt es nicht. Deshalb sind auch Investorenmodelle oder dergleichen für Krankenhäuser nicht umsetzbar: Zins und Tilgung würden zu Lasten des Krankenhausbetriebes gehen.
Das ist natürlich eine wichtige Frage, die wir uns ebenfalls gestellt haben und die ein wichtiger Teil der Aufgabenstellung an die Architekten im Architektenwettbewerb war.
Es ist möglich, wenn der Bauablauf richtig geplant ist. Auf dieser Abbildung erkennt man, dass der wichtigste und größte Teil der Baumaßnahme in der ersten Phase erfolgt. Und zwar weitab vom derzeitigen medizinisch-pflegerischen Geschehen. Anschließend verlagern sich die wichtigsten Teile des Krankenhausbetriebes in diesen ersten Neubauabschnitt.
Die Folgeschritte? Wir bauen in allen Krankenhäusern und seit Jahrzehnten bei laufendem Betrieb. Es ist nicht immer einfach, es ist jedoch immer möglich. Wir werden das auch bei dieser Maßnahme hinbekommen.
Bildnachweis: GSP Architekten Bremen/Gortemaker Algra Feenstra Rotterdam/jes Bremen
Im Grunde genommen ganz einfach:
- Zufahrt für die Rettungswagen über die Contrescarpe, also wie bisher; das funktioniert seit Jahrzehnten
- Die Marienstraße vor dem Krankenhaus wird, je nach Aussagen aus dem in Kürze veröffentlichten Verkehrskonzept, ggf. zur Einbahnstraße
- Es werden Parkhäuser in fußläufiger Entfernung gebaut.
Es gibt in Städten wie Oldenburg, Osnabrück oder auch Hannover erfolgreiche Innenstadtkrankenhäuser. Es scheint also möglich zu sein, sowohl den fließenden wie auch den ruhenden Verkehr angemessen zu organisieren und zu koordinieren.
Im und am St. Franziskus-Hospital Lohne sind folgende Nachnutzungen vorgesehen:
- Ambulantes Operieren mit Tagesklinik für den gesamten Landkreis Vechta
- Geriatrische Rehabilitationsklinik
- Ambulante Orthopädie und Erweiterte Ambulante Physiotherapie (EAP)
- Bildungszentrum
Übrigens: diese attraktive Nachnutzung wäre bei einem Bau auf der grünen Wiese nicht möglich.
Die baufachliche Prüfung wird Ende 2024/Anfang 2025 beendet sein. Aus dieser Prüfung leitet sich der endgültige Förderantrag ab, aus dem das Investitionsvolumen hervorgeht. Wir hoffen, dass eine (positive) Entscheidung der Landesregierung in der ersten Jahreshälfte 2025 fällt. Wenn dem so sein sollte, können bauvorbereitende Maßnahmen begonnen werden, um in 2026 mit dem Neubau zu beginnen. Bis zur Integration des Krankenhauses Lohne vergehen fünf Jahre, der komplette Neubau ist nach voraussichtlich zehn Jahren abgeschlossen.
Das Gebäude ist letztlich nur Mittel zum Zweck: wir wollen die hochqualifizierten und spezialisierten Leistungen, die wir in der Region anbieten, in der Region halten. Das ist die allerwichtigste Aufgabe, die wir mit dem regionalen Versorgungskonzept verfolgen. Hier benötigen wir die Unterstützung der Politik – lokal und regional.
Das Zentralklinikum ist sowohl Teil des Konzeptes wie auch Ergebnis der Umsetzung eines solchen regionalen Versorgungskonzeptes. Wenn letzteres nicht realisiert werden kann, zum Beispiel aufgrund destruktiver Vorgaben des Bundes in der anstehenden Krankenhausreform, dann braucht es auch kein Zentralklinikum mehr. Weder hier noch in Diepholz noch in anderen ländlichen Regionen. An dieser Stelle sollte die Unterstützung lokaler und regionaler Politik sowie der Öffentlichkeit ansetzen. Was hier verloren geht, das wird nie wiederkehren.
Sowohl die Öffentlichkeit als auch politische Gremien wurden sehr umfänglich über die geplante Maßnahme inkl. Standortwahl informiert.
Termine und angesprochene Gremien wurden an den in der nachfolgenden Tabelle beschriebenen Gesprächen / Veranstaltungen informiert; auch Termine zur Berichterstattung in den regionalen Medien werden dargestellt:
Ort und Anlass |
Datum |
Stratmann Lohne- | 25.08.2022 |
Industriemuseum Lohne | 07.09.2022 |
Was Vechta bewegt – Krankenhausentwicklung in Vechta | 04.10.2022 |
Lehrerkollegium / Elternvertreter ULF | 10.10.2023 |
Kreisausschuss | 09.11.2023 |
diverse Kreistagssitzungen |
|
Stadtrat Vechta | 01.11.2023 |
Vechta Hallen, Informationsveranstaltung | 13.12.2023 |
CDU-Klausurtagung | 17.02.2024 |
SPD-Klausurtagung | 09.03.2024 |
Berichterstattung Oldenburgische Volkszeitung
26.08.2022: Sozialministerium befürwortet Neubau am Standort Marienstraße (OV)
07.06.2023: Die Entscheidung ist gefallen: So soll das Zentralklinikum aussehen (OV)
03.07.2023: Zentralklinikum Lohne-Vechta: Jetzt beginnen die konkreten Planungen
09.11.2023: Vechta startet Planungen für das neue Zentralklinikum in der Innenstadt
06.12.2023: Kreisstadt startet die Planungen für das neue Zentralklinikum
14.12.2023: Berichterstattung über die Infoveranstaltung (OV)
16.12.2023: Ulrich Suffner: Krankenhäuser wachsen oder schließen
22.01.2024: Debatte über Einstieg LK Vechta in Kliniken (Ankündigung CDU-Klausurtagung)
09.02.2024: Fusion ist amtlich: KH Vechta u. Lohne verschmelzen
20.02.2024: Debatte um Einstieg LK: Wie sich die CDU positioniert
22.06.2024: Warum die Klinik-Reform im OM auf einem guten Weg ist (OV)
22.06.2024: Podcast OM-Medien u. Herr Pelster
11.09.2024: CDU macht Druck beim Parkkonzept