„Der Mensch im Mittelpunkt“
VECHTA. Schwer polytraumatisiert, also eine lebensbedrohliche Mehrfachverletzung soll er gehabt, die Station über Wochen nicht verlassen und nach Wiedergenesung sogar einen Teil des Personals zu seiner Silberhochzeit eingeladen haben. So zumindest erinnern sich ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den ersten Patienten der Intensivstation des St. Marienhospitals in Vechta. Anlass dieser Zeitreise: das 40-jährige Bestehen der Abteilung, das rund 90 ehemalige und aktuelle Beschäftigte der Station am 11. November 2017 in der Gaststätte Oldehus nun gemeinsam feierten.
Der St. Martinstag 1977 war jener, an dem die beiden damaligen Chefärzte der drei Jahre zuvor gegru?ndeten Anästhesieabteilung, Dr. Jörg Mager und Volker Seeber, gemeinsam mit Oberärztin Heide Schröder sowie einem motivierten, pflegerischen Team um Leiterin Resi Adler die Intensivstation am St. Marienhospital gru?ndeten. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte man - so war es damals üblich - Intensivbehandlungszimmer auf den einzelnen Stationen vorgehalten. In Anbetracht des medizinischen Fortschritts sollte jedoch eine neue Lösung her.
Fortan war es Fachärzten und -pflegenden möglich, auf einer eigens dafu?r eingerichteten Station kritische Zustände von Patientinnen und Patienten zu überbrücken, abzuwenden oder zu heilen sowie mit Hilfe technisch moderner Geräte und Überwachungsmonitore einen hohen Standard bei der Versorgung zu gewährleisten. „Intensivmedizin und -pflege bedeuten bei uns jedoch nicht nur, technisches Gerät einzusetzen. Das Wort ‚Intensiv’ bezieht sich vielmehr auf die Zuwendung des Pflegepersonals und der Ärzte zu den Patienten. Sie stehen bei uns im Mittelpunkt“, betont Hans-Georg Lück, stellvertretender Leiter der heutigen Intensivstation.
So ist der tägliche Einsatz fu?r die Patienten - jeglicher Automatisierung und Ökonomisierung zum Trotz - von Empathie und Menschlichkeit geprägt. „Das zeichnet uns als christliches Krankenhaus im Vergleich zu anderen Häuser sicherlich aus“, sagt Dr. Olaf Hagemann, Chefarzt der Anästhesie und Intensivmedizin. Dieser Umgang habe eine lange Tradition und werde bis heute sehr gepflegt. Die Patienten danken es der Abteilung. So schickt etwa ein Patient, der vor zehn Jahren dort reanimiert wurde, an seinem „Jahrestag“ stets eine Torte auf die Station.
Der Intensivalltag in Vechta ist bestimmt von einer großen Eigenverantwortlichkeit der Pflege. Das Miteinander im 32-köpfigen Team ist kollegial und fürsorglich, die Mitarbeiterfluktuation beachtlich gering. Die Station wird interdisziplinär belegt. Zudem ist
sie mit anderen Schnittstellen des Krankenhauses wie die Technik, die Hauswirtschaft, das Labor oder die Verwaltung eng vernetzt.
Ausgestattet ist die Intensivstation inzwischen mit sechs Intensivbetten, vier Intermediate-Care-Plätzen sowie einem Aufwachraum. Fast 2000 Intensivpatienten und weitere 2300 im stationären Aufwachraum werden so pro Jahr versorgt. Hinzu kommt eine vierstellige Zahl an Patienten im ambulanten Aufwachraum, bei rund 9000 Narkosen pro Jahr.
Die Station verfügt über ein papierloses, modernes Daten-Management-System mit 18 Eingabeplätzen. Eng verzahnt ist sie mit der zentralen Notaufnahme. „Die apparative Ausstattung ist sehr gut; neuer und moderner als an manchem Groß-Klinikum. Wir haben innovative Verfahren etabliert, bieten Fortbildungen innerhalb der Abteilung an und kommunizieren über virtuelle, moderne Plattformen. Zudem sind wir DIN EN Iso zertifiziert“, sagt Hans-Georg Lück.
Beste Voraussetzungen also, um die Zukunft der Intensivstation positiv zu gestalten. Wenngleich: Gemessen an der Leistungsfähigkeit des Krankenhauses sei man eher ein wenig zu klein, sagt Dr. Olaf Hagemann - und spielt damit auf eine mögliche Erweiterung der Station in den nächsten Jahren an.
BARBARA WAGNER
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